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Architektur und Liebe

Wie man es schaffen kann, sich als Paar ein gemeinsames Zuhause aufzubauen und sich danach immer noch zu lieben.

Als mein Mann und ich beschlossen haben, ein Haus zu bauen, wurde uns diese Zeit der Planung und Errichtung eines gemeinsamen Zuhauses von vielen Paaren aus unserem Umkreis als besonders schwierig, nervenaufreibend, die Beziehung gefährdend usw. beschrieben. Nicht wenige schilderten das so dramatisch, dass man das Gefühl hatte sie wären kurz vor der Scheidung bzw. Trennung – und manche waren das tatsächlich.

 

Für uns war es ganz anders.

Wir haben diese Zeit als sehr schön, intensiv, natürlich auch anstrengend, aber im Ganzen sehr erfüllend erlebt. Ich bin Architektin und plane mit großer Leidenschaft Häuser und Wohnungen für Paare und Familien. In meiner Berufspraxis habe ich immer wieder erlebt, wie schwierig es sein kann, ein gemeinsames Zuhause zu erschaffen – und auch wie einfach, wenn man sich die richtigen Fragen stellt, den Mut hat, Entscheidungen zu treffen und sich traut, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume zu formulieren, auch wenn sie anfangs noch so unwichtig oder überdimensional wirken.

 

Aber warum ist es oft so schwierig?

Ein gemeinsames Haus oder eine Wohnung zu gestalten ist für die meisten Paare der Beginn eines neuen Lebensabschnittes und hat natürlich eine sehr entscheidende Bedeutung im Leben der beiden. Gerade deshalb ist diese Phase leider oft von vielen Konflikten und Kommunikationsschwierigkeiten begleitet.

Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und Wünsche, die oft stark geprägt sind von der eigenen Kindheit und den Überzeugungen der Eltern. Diese alle unter einen Hut zu bringen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und die nötigen Schritte zu organisieren, kann für die Beziehung belastend sein.

 

Und wie geht es einfacher?

Am Anfang ist es wichtig, sich viel Zeit für die Erforschung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu nehmen. Ida Innendrin, die Architektin aus meinem Buch „Zuhause“, beginnt die Planung mit der „Herzenswunschforschung“:

Erzählen Sie mal, was Sie von Ihrem Haus erwarten. Fangen Sie mit den wirklich wichtigen Dingen an. Damit meine ich nicht die Quadratmeter, die Raumhöhe, die Zimmeranzahl und so weiter, sondern beschreiben Sie mir das Gefühl, das Sie haben wollen, wenn Sie in Ihrem fertigen Haus wohnen.“ (…)„Es soll Ihr Haus werden. Nur Ihres. Versuchen Sie, sich von allen Vorstellungen zu lösen, die Sie von Ihren Eltern, Freunden, aus dem Fernsehen und Zeitschriften haben. Versuchen Sie, Ihre innere Festplatte mit der Aufschrift HAUS zu löschen. Und dann lassen Sie Ihr Inneres, Ihr Herz, spüren, was es von einem Zuhause erwartet.“

 

In dieser wichtigen ersten Phase geht es darum, genau zu hinterfragen, was für beide Partner wichtig ist, um sich in einem Haus wohl zu fühlen. Die Aufgabe des Architekten oder der Architektin ist es, gut zuzuhören und dann aus allen Einzelteilen einen für beide Partner stimmigen Entwurf zu entwickeln. In den weiteren Gesprächen müssen beide Partner bereit sein, einen Schritt auf den anderen zuzugehen, um gemeinsame Lösungen zu finden.

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